Die ersten Monate mit einem Neugeborenen können kräftezehrend sein. Die Babys müssen sich erst noch an das neue Tag-Nacht-Schema gewöhnen. Bis sie das Durchschlafen gelernt haben, ist die Nacht von vielen Wachphasen geprägt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinder ihre Bedürfnisse nicht verbal zum Ausdruck bringen können. Es liegt also an den Eltern, herauszufinden, warum das Kind nicht schlafen kann.
Baby nachts hellwach: Normale Wachphasen im Säuglings- und Kleinkindalter
Babys haben im Gegensatz zu erwachsenen Menschen keinen tiefen, sondern lediglich einen leichten Schlaf. Das ist von der Natur so gewollt, damit das Baby seine Bedürfnisse (nach einer frischen Windel, einer warmen Decke oder Nahrung) zeitnah zum Ausdruck bringen kann. Der leichte REM-Schlaf ist also ein körpereigenes Schutzsystem. In den ersten beiden Lebensmonaten wachen die meisten Babys bereits rund zweieinhalb Stunden nach dem Einschlafen wieder auf.
Doch bereits im dritten Lebensmonat haben sich knapp 70 % der Kinder an das Tag-Nacht-Schema gewöhnt. Das bedeutet, dass ein Großteil der drei Monate alten Babys seine Eltern in der Nacht schon bis zu acht Stunden schlafen lässt. Mit sechs Monaten steigt der Anteil der Kinder, die durchschlafen können, auf ca. 90 %. Das bedeutet aber auch, dass fast jedes zehnte Kind in der Nacht noch Hilfe braucht.
Hinweis: Auch bei Babys, die normalerweise schon durchschlafen, ist eine Wachphase pro Nacht ganz normal.
Dass Kinder einen festen Schlaf-Wach-Rhythmus haben und ohne fremde Hilfe wieder einschlafen können, ist ein monatelanger Lernprozess, der bei den Babys unterschiedlich lange braucht. Abgesehen davon werden die Kinder entweder als Lang- oder als Kurzschläfer geboren. Dieses individuelle Schlafbedürfnis ist eine angeborene und unveränderliche Eigenschaft.
Tipps, um den Schlaf des Babys zu verbessern
Häufig lösen kleine Veränderungen eine deutliche Verbesserung der Schlafroutine aus. So ist es beispielsweise möglich, dass ein strukturierter Tag das Ein- und Durchschlafen erleichtern kann. Außerdem ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass die Eltern die Müdigkeit ihres Kindes schon bei den ersten Anzeichen erkennen. Sonst kann es passieren, dass sie ihr Baby erst schlafen legen, wenn es bereits übermüdet ist.
Wenn die Kinder älter werden, erlernen sie Strategien, mit denen sie sich selbst beruhigen können. Einige Babys schlafen, wenn sie beispielsweise an ihren Fingern lutschen, von selber wieder ein. Andere verändern, um weiterschlafen zu können, ihre Schlafposition. Es gibt aber auch Kinder, die ihren Schlaf ohne die Hilfe eines Erwachsenen nicht regulieren können.
Diese Tipps helfen, wenn das Baby Probleme mit dem Schlafen hat:
- Es ist keine gute Idee, das Schreien des Kindes zu ignorieren. Schließlich drückt es dadurch seine Gefühle aus.
- Während das Baby in der Nacht versorgt wird, sollte das Kinderzimmer gar nicht oder nur dezent beleuchtet sein.
- Die Ansprache des Kindes sollte in einem beruhigendem Ton erfolgen und leise sein. Zudem ist es wichtig, dass die Person, die sich um das Baby kümmert, in dem Moment entspannt und ausgeglichen ist. Andernfalls ist es möglich, dass das Kind die Unruhe der Eltern spüren kann.
- Die Eltern können ihr Kind auch sanft streicheln, wenn es durch Worte alleine nicht in den Schlaf zu bringen ist.
- Wichtig ist aber, dass die Interaktion mit dem Kind nicht zu lebhaft ist. Spiele sollten ausschließlich am Tag stattfinden, damit das Baby ein Gespür dafür entwickelt, dass die Nacht fürs Schlafen vorgesehen ist.
- Manchmal deuten Durchschlafprobleme aber auch nur darauf hin, dass das Kind gewickelt werden muss.
- Falls die obigen Methoden nicht helfen, könnte es auch sein, dass das Baby Hunger hat. Das Stillen oder Flaschegeben sollte aber nicht die erste Reaktion auf die Wachphase des Kindes sein. Andernfalls kann das Baby nicht begreifen, zur welcher Zeit es schlafen soll.
- Um ihrem Kind das Einschlafen zu erleichtern, können die Eltern altersentsprechende Einschlafrituale etablieren.
- Frische Luft wirkt sich ebenfalls positiv auf die Schlafqualität des Babys aus.
- Die ideale Raumtemperatur im Kinderschlafzimmer liegt zwischen 16 und 18 Grad.
Übrigens: Es dauert einige Monate, bis das Kind ohne körperlichen Kontakt einschlafen kann. Dementsprechend sollte der Entwöhnungsprozess nicht allzu plötzlich sein.
Ernste Durchschlafstörungen bei Babys
Dass Babys in ihren ersten Lebensmonaten nicht ein- oder durchschlafen, ist grundsätzlich ganz normal. Es dauert eine Weile, bis sich der Schlaf-Wach-Rhythmus passend zum Wechsel von Tag und Nacht verändert hat. Erst, wenn die nachfolgenden Merkmale auftreten, spricht man von einem echten Schlafproblem:
- Das Kind schläft nicht oder nur mithilfe seiner Eltern ein
- Beim Schlaf des Babys ist kein Rhythmus zu erkennen
- Das Kind wacht in der Nacht in einer auffälligen Häufigkeit auf
- Das Baby weint und findet nur schwer zur Ruhe
Meistens sind die Schlafprobleme auf hinderliche Lebensgewohnheiten zurückzuführen. Allerdings können auch zahlreiche andere Gründe ausschlaggebend sein:
- Manchmal hängen die Schlafprobleme der Babys mit körperlichen Ursachen (wie organischen Erkrankungen oder einer Behinderung) zusammen.
- Frühchen zählen ebenfalls zur Risikogruppe, die von Schlafstörungen besonders oft betroffen ist.
- Die Ursache für Schlafstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter kann auch in einer seelischen Belastungssituation zu finden sein.
- Umweltfaktoren (wie Geräusche, Gerüche, Licht und Zigarettenrauch) können bei der Schlafqualität des Kindes ebenfalls eine Rolle spielen.
- Außerdem ist es möglich, dass das Baby eine Regulationsstörung hat, was bedeutet, dass es sein Verhalten nicht angemessen steuern kann.
- Zudem finden Kinder, die ein aufgewecktes Temperament haben, im Vergleich zu ausgeglichenen Kindern, schlechter in den Schlaf.
- Es ist auch denkbar, dass die frisch gebackenen Eltern noch Schwierigkeiten damit haben, die Signale ihres Babys zu deuten oder diese zeitig genug wahrzunehmen.
Baby nachts hellwach: Fachliche Hilfe bei Schlafproblemen
Für die Eltern ist es eine beängstigende und belastende Phase, wenn das Baby Schlafprobleme hat. Bei ernsten und andauernden Beschwerden, ist es immer ratsam, den Kinderarzt zu kontaktieren. Dieser hat die benötigten Fachkenntnisse, um die Ursache zu ermitteln, die hinter den Schlafproblemen steckt. Außerdem hat er medizinisches Equipment, dass er zur Ursachenforschung heranziehen kann.
Daneben gibt es verschiedene Beratungsstellen, wie das Gesundheitsamt, Therapiezentren und Familienhebammen, die den Eltern in dieser schweren Zeit (beratend oder aktiv) zur Seite stehen. Der ideale Zeitpunkt für die Inanspruchnahme fachlicher Hilfe ist dann erreicht, wenn die Schlafstörung des Kindes zu einer echten Belastung für das Familienleben wird.