Es gibt kaum ein anderes Thema, bei dem Eltern so hartnäckig mit ungefragten Ratschlägen konfrontiert werden wie beim Schlafen. Sei es das Ein- und Durchschlafen oder das Schlummerchen am Vormittag. Schlafen ist ein emotionales Thema und Eltern mit Schlafentzug haben aus gutem Grund eine niedrige Reizschwelle. Das Kind schläft nicht und ist am Tag etwas unausgeglichen. Schlimmer ist nur noch, wenn es in den Tiefschlaf fällt, wenn im Elternschlafzimmer der Wecker klingelt.
Gibt es eine allgemeingültige Lösung? Nein! Es gibt jedoch gute Tipps, die dem abendlichen Einschlafprozedere den Schrecken nehmen. Eltern, die sich auf Gute-Nacht-Geschichten einlassen und den Abend ruhig und entspannt gestalten, profitieren von erholsamen Nächten und wohlverdientem Schlaf. Rituale funktionieren nicht von heute auf morgen. Sie müssen sich erst im abendlichen Ablauf verfestigen und müssen behutsam der kindlichen Entwicklung angepasst werden.
Kinder brauchen Vertrauen
Einschlafen ist für Kinder mit der Trennung von den Eltern verbunden. Schon Kinder, die erst wenige Wochen alt sind, verbinden mit dem Wachsein die Nähe zu ihren Lieblingsmenschen. Schmusestunden, Körperkontakt und Aufmerksamkeit bekommen Kinder nur, wenn sie wach sind. Einschlafen kann daher mit Verlustängsten zu tun haben. Kinder können besser ins Reich der Träume wechseln, wenn sie in einer vertrauensvollen Umgebung einschlafen und genau wissen, dass ihre Eltern auch im Schlaf für sie da sind. Eine große Hilfe sind dabei Rituale am Abend. Wiederkehrende Abläufe, die das Kind wissen lassen, es wird Zeit zum Schlafen, ich werde gut versorgt und nicht verlassen.
Rituale am Abend
In den ersten Lebensmonaten dreht sich das Elterndasein nur um Kind. Stillen oder Milchmahlzeiten zubereiten, füttern, Kuscheln und Schlafen bestimmen den Tagesablauf. Zu diesem Zeitpunkt hat sich in keiner Familie ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus eingespielt und es wäre purer Stress, vom Kind zu erwarten, dass es allein einschläft. In dieser Zeit können allerdings schon Kuscheltiere angeboten werden, damit Kinder sich ihren ersten besten Freund aussuchen können. Ein schönes Ritual in dieser Lebensphase sind Fingerspiele. Eltern können sich einen Vers und ein Krabbelspiel für den Wickeltisch aussuchen und beim letzten Windelwechseln des Abends spielen. In einer insgesamt schläfrigen Atmosphäre mit einem dämmrigen Licht fällt es Kinder leichter, allein einzuschlafen.
Schlafanzug, Zähneputzen und Vorlesen
Bei älteren Kindern können die Schlafrituale auf andere Art gestaltet werden. Zwischen Abendessen und ins Bett gehen kann ein Ablauf festgelegt werden, der Ruhe einläutet. Insbesondere das Vorlesen kommt als wichtiges Ritual dazu. Kinder können schon früh mit Büchern vertraut gemacht werden. Ein schöner Beginn ist das Erzählen einer kurzen Geschichte. Erzählen und das Vorlesen von kurzen Geschichten kann ungefähr mit einem halben Jahr erfolgen und erweitert werden. Kinder lieben die Nähe, die dabei entsteht, fühlen sich geborgen und umsorgt. Es ist dieser Moment am Abend, der verbindet und Kinder mit einem vertrauten Gefühl einschlafen lässt.