Generell passiert nichts, wenn Knete vom Finger in den Verdauungstrakt gerät. Es kommt jedoch darauf an, um welche Knete es sich gehandelt hat. Die Stiftung Ökotest hat im März 2020 in erschreckend vielen Knete-Produkten Schadstoffe gefunden. Diese können bei größeren Mengen verschluckter Knete gesundheitliche Folgen haben. Vorab: Der bekannte Markenname eines Herstellers ist KEINE Garantie auf Schadstofffreiheit.
Sieben von insgesamt 20 getesteten Kinderknete-Produkten erhielt im Test der Stiftung die Noten „ungenügend“ oder „mangelhaft“. Darunter waren auch bekannte Marken- und Herstellernamen. Neben Formaldehyd wurden weitere als krebserregend oder sensibilisierend angesehene Substanzen wie Borsäure, Benzoate, Sulfate, Fungizide oder Mineralölderivate gefunden.
Was sollte man tun, wenn das Kind Knete gegessen hat?
Wenn ein Kleinkind in einem unbeobachteten Moment ein Stück Knete in den Mund steckt, ist das kein Drama. Bewahren Sie Ruhe. Versuchen Sie, die Inhaltsstoffe zu ermitteln. Wenn Sie ein zertifiziertes Produkt erworben haben, besteht kein Anlass zur Sorge. Manche Knete ist appetitlich beduftet. Wurde allerdings ein größeres Stück Knete verschluckt, besteht bei sehr kleinen Kindern unter Umständen Erstickungsgefahr.Achten Sie auf entsprechende Anzeichen.
Ihre Kinder sollten in jedem Fall darüber aufgeklärt werden, dass man Knete nicht essen kann. Sollte es trotzdem einmal passieren, dann geht die verschluckte Knete normalerweise den Weg aller Dinge im Verdauungstrakt. Irgendwann wird sie wieder ausgeschieden. Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind eine größere Menge Knete verschluckt haben könnte, sollten Sie einen Kinderarzt konsultieren. Gleiches gilt, wenn Sie nach dem Genuss von Knete Anzeichen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung bei Ihrem Nachwuchs registrieren.
Was ist Sinn und Zweck der zugesetzten Stoffe?
Solche Substanzen dienen dazu, Knete elastischer zu machen oder ihr Aushärten zu verzögern. Einige der nicht auf der Verpackung deklarierten Zutaten sollen Schimmel- und Pilzbefall verhindern. Andere sollen die Knete-Grundlage mit Glimmer versetzen, zum Flummi machen oder mit anderen Eigenschaften versehen, die normale Kinderknete nicht hat.
Den Herstellern von Kinderknete kommt entgegen, dass sie nicht zur Volldeklaration der Inhaltsstoffe verpflichtet werden. Es handelt sich laut aktueller Gesetzgebung bei Knete nämlich um Spielzeug, nicht um ein Lebensmittel. Werden die Anforderungen der EU-Norm DIN EN 71-7 erfüllt und die Sicherheitsregeln des Europäischen Parlaments (2009/48/EG) beachtet, genügt das. Normalerweise geht niemand davon aus, dass Kinder beim Hantieren mit Knete etwas davon verschlucken. Daher existieren keine Studien darüber, was das Verschlucken kleiner Mengen Knete zur Folge haben könnte.
Da Kleinkinder aber manchmal Knete in den Mund stecken, kommentierte das „Bundesamt für Risikobewertung“ (BfR) in seiner Stellungnahme von 2010, dass es – abhängig von der verschluckten Knete-Menge – zu gesundheitlichen Folgen wie Brennen im Mund, Atembeschwerden, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Verstopfung kommen kann. Selbst verschluckte Öko-Knete ist nicht unbedingt gesünder. Sie kann viel Kochsalz enthalten. Wenig beachtet wird, dass konventionelle Knete-Produkte, die Mineralölkohlenwasserstoffe enthalten, schon durch den Hautkontakt gesundheitsschädlich sind.
Worauf sollten Eltern beim Kauf von Knete achten?
Zunächst sollten Kinder niemals unbeaufsichtigt mit Knete spielen. Zum Zweiten sollten die Eltern beim Kauf auf die Siegel unabhängiger Prüf-Institute achten, die der Knete Schadstofffreiheit bescheinigen. Ein Beispiel für ein verlässliches Siegel wäre das ÖKO-TEST-Siegel. Erste Wahl in Sachen Schadstofffreiheit sind natürliche Knete bzw. Öko-Knete. Als Zutaten sind hier lediglich Wasser und Öl, Mehl bzw. Stärke, Kochsalz und bunte Lebensmittelfarben enthalten. Zusätzlich können aber auch Anti-Aushärtungs-Agenzien wie Kaolin oder Kartoffel-Stärke enthalten sein.
Im Öko-Test 03/2020 schnitten solche Knete-Vertreter dementsprechend mit der Bestnote ab. Auch die Verpackung der getesteten Produkte gab keine Schadstoffe an die Knete ab. Bisher gibt es keine medizinische Untersuchung zum Thema verschluckte Knete und ihre Folgen. Getestet werden müssten die unmittelbare, mittel- und langfristige Folgen sämtlicher am Markt zu findender Knete-Produkte. Das wird mangels Dringlichkeit in absehbarer Zeit nicht passieren.