Schwangerschaft

Strecken in der Schwangerschaft: Ist das erlaubt?

schwangere frau streckt sich
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Mythen und Volksweisheiten begleiten uns durch viele Themen. Auch der Aberglaube verschafft sich gelegentlich Gehör. Die Zeit der Schwangerschaft macht da keine Ausnahme. Der Rat, in der Schwangerschaft für zwei essen zu müssen, hat sich längst selbst widerlegt. Vieles andere auch.

Ratschläge und Aberglauben aus der Zeit der Urgroßmutter werden heute belächelt, weil längst umfangreiches Wissen um die Schwangerschaft vorhanden ist. Manches hält sich trotzdem oder lässt zumindest Zweifel aufkommen – man weiß ja nie, ob vielleicht doch etwas dran ist. Wer mit Verstand diese wunderbare Zeit durchlebt, wird sich, wenn ihn Zweifel plagen, eher fachlichen Rat im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei der Frauenärztin oder des Frauenarztes holen als die gut gemeinten Ratschläge in der Nachbarschaft.

Strecken in der Schwangerschaft: Mythos oder echte Gefahren?

Die Gefahr für das ungeborene Kind und der werdenden Mutter gehen nicht von einer Streckung aus, sondern eher von dem drohenden Sturz. Dabei entstehende Verletzungen und mögliche drohende Frühgeburten sollten nicht riskiert werden. Dass sich durch das Strecken die Nabelschnur um den Fötus wickelt, ist ein Mythos. Das kann auch durch seine eigenen Bewegungen geschehen.

Echten Gefahren für schwangere Arbeitnehmerinnen beugt das Mutterschutzgesetz vor. Es gebietet jeden Arbeitgeber in der Schwangerschaft und auch in der Zeit nach der Entbindung und während des Stillens, eine Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen. Neben vielen eventuellen die Schwangerschaft beeinträchtigenden Gefahren sind bestimmte Tätigkeiten den Schwangeren, insbesondere auch das Tragen und das Heben von Lasten untersagt. Auch für die Arbeit erforderliche Körperhaltungen wie anhaltendes Bücken, Beugen und Strecken sind für die Schwangere auszuschließen.

Was ist erlaubt und was sollte man lassen?

Frauen, die sich fit fühlen, können ihr gewohntes Leben so lange ohne Einschränkung weiter führen, bis sie selbst feststellen, dass das eine oder andere zunehmend schwerfällt. Der gesunde Körper verfügt auch in der Schwangerschaft über ein verlässliches Signalsystem. Auf das kann man vertrauen, wenn Einhalt geboten werden sollte. Das trifft auch auf körperliche Aktivitäten zu. Sportliche Aktivitäten wie das Klettern mit dem Strecken nach Haltepunkten sollten besser auf später nach dem Wochenbett vertagt werden.

schwangerschaft
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Auch Tätigkeiten, die den Körper mehr als bei üblichen Alltagsverrichtungen fordern, sollten gut bedacht sein. Dazu gehören die Renovierungsarbeiten und besondere Arbeiten im Haushalt, die unbedingt vor der Geburt erledigt werden wollen. Viele dieser Arbeiten gehen mit bücken, heben und strecken einher. Das Malern und Tapezieren sind mit körperlichen Anstrengungen verbunden, denen sich schwangere Frauen nicht unbedingt aussetzen sollten. Diese Arbeiten verlangen ein Übermaß an Aktivität des Körpers, vor allem dann, wenn in den letzten Monaten und Wochen der Schwangerschaft sich der Umfang des Bauches erheblich zunimmt und sich die mögliche Beanspruchung bestimmter Muskelgruppen verändert hat.

Wer auf eine Leiter steigt und kopfüber hantieren möchte und sich nach oben ausstreckt, wird in der Schwangerschaft bemerken, dass in dieser Körperhaltung durch das veränderte und verlagerte Gewicht des Bauches das Gleichgewicht kaum gehalten werden kann. Auch wenn das obere Schrankfach fast nicht mehr erreicht wird, ist die bessere Lösung, jemanden um Hilfe zu bitten.

Was man beim Strecken beachten sollte: Normalität ist ein guter Begleiter

Im privaten, häuslichen Umfeld ist es eine Ermessensfrage, was einer schwangeren Frau zugemutet werden darf und welche Aufgaben im Alltag sie selbst ohne Einschränkung weiter erledigen kann. Sich von vornherein allem zu entziehen oder überängstlich körperliche Betätigung gänzlich zu vermeiden, wäre keine gute Entscheidung. Das morgendliche Strecken nach dem Schlaf im Bett oder die gewohnte Gymnastik für die Streckung der Wirbelsäule nach dem Aufstehen ist nicht nur erlaubt, sondern wird empfohlen, solange es sich dabei gut anfühlt. Dem Bedürfnis nach dem Strecken und Langmachen nach einer Autofahrt sollte auch in gewohnter Weise nachgekommen werden.

stretching in der schwangerschaft
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Die Schwangerschaft ist keine Krankheit

Auch wenn die Turbulenzen in den ersten Wochen der Schwangerschaft den Alltag prägen, gehören auch diese zur Normalität. Das Glück, sich auf ein Kind freuen zu können, wird oft durch den manchmal heftigen Schub an Hormonen ausgelöst, bevor diese ein ihr für die Zeit normales Level gefunden haben. Haben die gynäkologischen Untersuchungen keine besorgniserregenden Befunde ergeben, gibt es nichts, was das Leben in den künftigen Monaten einschränkt. Schwangere mit einer Grunderkrankung werden entsprechende Verhaltensregeln durch ihren Facharzt erhalten und in ihrem Fall gegebenenfalls abweichend von anderen die entsprechende Vorsorge treffen.

Geborgenheit und rundum Schutz

Das heranwachsende Menschlein genießt den natürlichen Schutz in der Gebärmutter, die sich den Erfordernissen der Schwangerschaft anpasst. Nicht nur die Versorgung des Embryos und späteren Fötus über die Gebärmutter im Inneren ist gesichert, sondern auch die Gebärmutter selbst durch ihren eigenen Halteapparat. Dieser wird den natürlichen Veränderungen und der erhöhten Beanspruchung im Laufe der Schwangerschaft gerecht. Darauf kann man sich verlassen. Neue Sportarten mit plötzlichen oder ruckartigen Bewegungen und körperliche Herausforderungen durch übermäßiges Strecken kommen den hormonell gelockerten Sehnen und Bändern allerdings nicht entgegen.

Zitat des Monats

„Alle Kinder haben die märchenhafte Kraft, sich in alles zu verwandeln, was auch immer sie sich wünschen.”

Jean Cocteau
(französischer Schriftsteller, 1889 – 1963)