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Schwangerschaftsdiabetes: Panikmache oder wirklich gefährlich?

Schwangerschaftsdiabetes
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Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes ist für die Betroffenen ein Schock. Trotz der ärztlichen Aufklärung bleiben viele Fragen offen, die Schwangere verunsichert zurücklassen. Dieser Artikel erklärt, was Schwangerschaftsdiabetes ist und ob es sich um eine harmlose oder ernsthafte Erkrankung handelt.

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Bei Schwangerschaftsdiabetes, von Fachleuten auch als Gestationsdiabetes bezeichnet, handelt es sich um eine im Schwangerschaftsverlauf auftretende Stoffwechselerkrankung. Die Erkrankung äußert sich durch zu hohe Blutzuckerwerte. Fachleute gehen davon aus, dass die Umstrukturierung des Hormonhaushalts während der Schwangerschaft zu einer Stoffwechselentgleisung führt.

Mit jeder Schwangerschaftswoche nimmt die Insulinempfindlichkeit der Zellen ab. Dies hat zur Folge, dass der Körper immer mehr Insulin benötigt, um den Stoffwechsel der Körperzellen zu aktivieren. Da die Bauchspeicheldrüse nur begrenzte Mengen des Hormons produzieren kann, kommt es zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Die gemessenen Werte sind mit dem klinischen Blutbild von Diabetes mellitus vergleichbar.

Nur Panikmache? Welche Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes gibt es?

Fünf bis sechs Prozent der schwangeren Frauen leiden unter Schwangerschaftsdiabetes. Zu den Risikogruppen gehören Schwangere, die das 45. Lebensjahr vollendet haben. Überdies betrifft Schwangerschaftsdiabetes gehäuft Frauen mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30 und solche, die bereits ein Kind entbunden haben, dessen Geburtsgewicht bei mehr als 4500 Gramm lag.

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Weiterhin ist eine Häufung bei Schwangeren zu beobachten, die unter dem polyzystischen Ovarialsyndrom leiden oder in deren Familie Vorerkrankungen vorliegen. Gestationsdiabetes kann jedoch jede schwangere Frau treffen. Bei Schwangeren mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes ist ein Zuckerbelastungstest vor der 24. Schwangerschaftswoche sinnvoll.

Welche Symptome treten auf?

In den meisten Fällen bemerken die Betroffenen die Symptome der Erkrankung nicht. Die Diagnose stellt der behandelnde Arzt häufig aufgrund eines auffälligen Blutbildes im Rahmen des routinemäßigen Screenings. Bei einem Blutzuckerwert ab 200 mg/dl lädt der Mediziner die Patientin zu weiteren Kontrollterminen ein. Bei diesen Terminen erfolgt die Blutentnahme in den Morgenstunden. Dadurch ist gewährleistet, dass die Patientin nüchtern ist und die vorherige Einnahme von Mahlzeiten die Untersuchungsergebnisse nicht verzerrt.

Die routinemäßigen Screenings stellen eine zuverlässige Methode dar, um Schwangerschaftsdiabetes in einem frühen Stadium der Schwangerschaft zu diagnostizieren und geeignete Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Unbehandelt kann Gestationsdiabetes die folgenden Symptome verursachen:

  • Bluthochdruck
  • Harnwegs- und Pilzinfektionen
  • Präeklampsie

Studien weisen darauf hin, dass unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für Frühgeburten erhöht.

Welche Gefahren bestehen für die Mutter oder das Kind?

Das ungeborene Kind ist besonders durch stark erhöhte Blutdruckwerte gefährdet. Ein deutlich erhöhter Blutdruck kann zu einem vorzeitigen Einsetzen der Wehen führen. Aus diesen Gründen gilt Schwangerschaftsdiabetes als Risikofaktor für Frühgeburten. In seltenen Fällen bringt die Mutter ein nicht lebensfähiges Kind zur Welt. Aufgrund des Bluthochdrucks kommt es gelegentlich zu einer Unterversorgung der Plazenta. Diese Komplikation kann zu einer verzögerten Entwicklung wichtiger Organe führen. Studien zeigen, dass die Entwicklungsstörungen hauptsächlich die Lungen des ungeborenen Kindes betreffen. Zudem steigt bei unbehandeltem Schwangerschaftsdiabetes das Risiko von Fehlbildungen beim Embryo oder Fötus.

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Langzeitstudien belegen, dass Kinder, deren Mütter an Gestationsdiabetes erkrankt waren, als Erwachsene häufiger unter Diabetes mellitus, Übergewicht und Bluthochdruck leiden. In manchen Fällen gefährden die Komplikationen nicht nur das Leben des Ungeborenen, sondern auch das der Schwangeren. Das Geburtsgewicht von Kindern, deren Mütter unter Gestationsdiabetes leiden, ist oft überdurchschnittlich hoch. Dadurch kommt es bei der Geburt vermehrt zu Komplikationen: Bei den Schwangeren treten größere und schwerwiegendere Geburtsverletzungen auf, und Kaiserschnitte sind häufiger notwendig als bei gesunden Frauen.

Schwangerschaftsdiabetes: Gesunde Ernährung senkt die Risiken

Bei bis zu 80 % der Frauen genügt eine Anpassung der Ernährung, um die Blutzuckerwerte auf das gewünschte Maß zu senken. Eine Unterstützung durch Fachpersonen für Ernährungs- und Diabetesberatung ist hilfreich, um den Speiseplan an die Erfordernisse des jeweiligen Trimesters anzupassen und die diabetische Stoffwechsellage zu berücksichtigen. Der Ernährungsplan bei Schwangerschaftsdiabetes zielt nicht darauf ab, eine Gewichtsreduktion zu erreichen. Der Fokus liegt auf einer vollwertigen und ausgewogenen Ernährung, die zugleich den Blutzuckerspiegel senkt oder zumindest stabilisiert.

Weiterhin trägt regelmäßige Bewegung dazu bei, eine unerwünschte Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, die das Risiko von Gestationsdiabetes erhöht, zu vermeiden. Wenn die Symptomatik trotz der Ernährungsumstellung ausgeprägt bleibt, kommt die Gabe von Insulin infrage. Diesen Behandlungsschritt stimmen Schwangere mit dem behandelnden Gynäkologen ab.

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Diagnose erhalten: Nun dauerhaft zuckerkrank?

Viele Schwangere, bei denen der Arzt Gestationsdiabetes diagnostiziert hat, treibt die Sorge um, fortan dauerhaft unter Diabetes mellitus zu leiden. Diese Furcht ist in den allermeisten Fällen unbegründet. Nach der Geburt normalisiert sich der Stoffwechsel, sodass der Blutzuckerwert in den Normbereich zurückfällt. Falls während der Schwangerschaft die Gabe von Insulin erforderlich war, erstellt der behandelnde Arzt am zweiten Tag nach der Entbindung ein aktuelles Blutzuckerprofil. Ist dieses auffällig, erfolgt über einen Zeitraum von einer Woche eine weitere Überwachung des Blutzuckerspiegels.

Selten geht Gestationsdiabetes direkt in die chronische Form der Zuckerkrankheit über. Studien legen jedoch nahe, dass Frauen, die unter stark ausgeprägtem Schwangerschaftsdiabetes leiden, in den Folgejahren häufiger einen Diabetes mellitus entwickeln, als dies in der Normalbevölkerung der Fall ist.

Nur Panikmache oder ein ernstzunehmendes Problem? Unser Fazit zu Schwangerschaftsdiabetes

Obwohl Gestationsdiabetes häufig symptomlos bleibt, stellt die Erkrankung eine latente Gefahr für die Gesundheit des Kindes und der Mutter dar. Daher überprüft der behandelnde Gynäkologe die Blutzuckerwerte der schwangeren Patientinnen im Rahmen der routinemäßigen Kontrollen. Bei den meisten Schwangeren reicht eine Ernährungsumstellung aus, um die Werte zu normalisieren. Nur in seltenen Fällen ist die Gabe von Insulin erforderlich.

Zitat des Monats

„Alle Kinder haben die märchenhafte Kraft, sich in alles zu verwandeln, was auch immer sie sich wünschen.”

Jean Cocteau
(französischer Schriftsteller, 1889 – 1963)