Erziehung

Regenbogenkinder: Zwischen Esoterik und Psychologie

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Der Begriff „Regenbogenkind“ wird sowohl in der Esoterik als auch in der Psychologie gebraucht. Zwar werden beide Begriffe für besondere Kinder benutzt, jedoch könnten die jeweiligen Aussagen kaum unterschiedlicher sein. Wir erklären dir, was es mit dem Begriff auf sich hat.

Das Regenbogenkind in der Esoterik

In der Esoterik wird der Begriff „Regenbogenkinder“ für eine Gruppe von Kindern benutzt, denen die Anhänger der Idee außergewöhnliche Fähigkeiten zuschreiben. Diese können sowohl psychischer als auch spiritueller Natur sein. Allerdings sind die Erkenntnisse nicht wissenschaftlich gestützt, sodass es mitunter Kritiker gibt.

Die Idee der Lichtkinder

Die Idee und damit einhergehend die Begrifflichkeit wurde von Nancy Ann Tappe geprägt. Die Autorin ist davon überzeugt, dass sie Farben der menschlichen „Aura“ wahrnehmen könne. So hätte sie in den damaligen 1970er Jahren vermehrt Neugeborene mit einer „indigofarbenen Aura“ bemerkt. Kurz vor der Jahrtausendwende wurde der Begriff durch Lee Carroll und Jan Tober durch das Buch „The Indigo Children: The New Kids Have Arrived“ weiter in der Esoterik-Szene manifestiert.

Dabei beschrieb das Paar die Kinder als „übergeordnete“ Wesen, die eigene Verhaltensmuster wählen würden und einen hohen Intelligenzquotienten aufweisen könnten. Mit den Jahren wurden der Idee weitere Kinder hinzugefügt. So gibt es heute neben den Indigo-Kindern die Kristall- und Regenbogenkinder.

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Das Regenbogenkind und seine Bedeutung

Gemäß der Ideologie stellen Regenbogenkinder die dritte Generation der Lichtkinder dar. Sie sollen allgemein aufgeweckt sein und jeden Augenblick bewusst wahrnehmen. Daher gelten sie als hellsichtig und haben eine besondere Beziehung zu Pflanzen und Tieren. Grundsätzlich assoziiert man mit ihnen Offenheit und ein angeborenes Urvertrauen, dass man an ihrer Ehrlichkeit erkennen soll. Zudem gelten sie als sehr harmonieliebend und empathisch. Dabei soll das Regenbogenkind über eine Aura besitzen, die den Farben des Regenbogens gleicht. Also über die Farben Rot, Orange, Geld, Grün, Blau, Indigo und Violett verfügt.

Die anderen Lichtkinder

Neben den Regenbogenkindern gibt es die Indigo-Kinder und die Kristallkinder. Die Indigo-Kinder gelten dabei als die erste Generation der Lichtkinder. Angeblich kommt ihnen die Aufgabe zu, das bestehende System von der Ungerechtigkeit zu befreien. Daher gelten sie als freiheitsliebend und rebellisch. Außerdem werden ihrer Auffassungsgabe und dem jeweiligen Technikverständnis große Fähigkeiten zugeschrieben. Bei den Kristallkindern handelt es sich um die zweite Generation der Lichtkinder. Sie gelten als Friedens- und Lichtbringer. Deshalb werden ihnen Fröhlichkeit, Freude und eine hohe Kompromissbereitschaft beigemessen.

Kritik an dem Konzept

Unter Wissenschaftlern der Psychologie und Pädagogik stieß das Konzept auf wenig Gegenliebe. Dabei wurden jedoch nicht kritisiert, dass Eltern ihre Kinder für etwas Besonderes halten würden, sondern dass die Beschreibung zu allgemein und vage gehalten wurden. Viele Kritiker wiesen zudem darauf hin, dass sich hinter manchen Beschreibungen auch psychische Störungen verbergen könnten, die dadurch unbehandelt blieben.

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Regenbogenkinder in der Psychologie

In der Psychologie haben „Regenbogenkinder“ eine gänzlich andere Bedeutung. Der Begriff kommt aus der Trauerbewältigung und erlebte gerade zu Zeiten der Friedensbewegung einen großen Zuspruch. Grundsätzlich wird damit ein Kind bezeichnet, dass einem sogenannten Sternenkind folgt.

Regenbogenkinder und ihr schweres Erbe

Der Begriff des Sternenkinds bezeichnet Kinder, die entweder als Tod- oder Fehlgeburt auf die Welt kommen. Als Regenbogenkinder werden Kinder bezeichnet, die nach einem Sternenkind zur Welt kommen. Sprich Kinder, die nach dem schweren Verlust der Eltern geboren wurden. Nicht selten ist der Umgang für die Eltern mit dem Regenbogenkind schwer. Denn, je nach persönlicher Familienplanung, wäre das Regenbogenkind eventuell gar nicht geplant gewesen. Einen „korrekten“ Umgang und allgemeine Ratschläge fallen bei dieser Thematik natürlich schwer, drei Tipps gibt es trotzdem.

Schweigen ist keine Option

Das vorherige, verstorbene, Kind zu verschweigen ist häufig keine gute Lösung. Dies würde bedeuten, sämtliche Erinnerung zu verbannen. Das dürfte vielfach schwerfallen, denn viele Paare sammeln auch während der Schwangerschaft Erinnerungen. Sei es Bilder des eigenen Bauches oder Ultraschallbilder. Das alles hinter sich zu lassen und in eine große Kiste zu packen, dürfte bei den wenigsten für freudige Gefühle sorgen. Das ist auch richtig, denn den Tod zu akzeptieren ist (leider) ein wichtiger Teil des Trauerprozesses. Auch für das geborene Geschwisterchen ist es wichtig, dass es (kindgerecht) mit dem Thema konfrontiert wird. Immerhin spüren Kinder sehr schnell, wenn es Geheimnisse in der Familie gibt.

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Die eigene Trauer akzeptieren

Auch wenn es sich einfach spricht, für die Betroffenen ist es das vielfach nicht. Allerdings ist Schmerz, Trauer und Wut kein Grund sich zu schämen. In solch einer Situation gibt es kaum ein Elternteil, dass nicht am Rande der Verzweiflung sein würde. Dabei ist es jedoch wichtig, dass man begreift, dass die Akzeptanz der Trauer und der offene Umgang damit ein wichtiger Punkt ist. Nicht nur für sich, sondern auch für andere Menschen. So könnte das Regenbogenkind vielleicht verstört sein, wenn ein Elternteil ohne Erklärung plötzlich in Tränen ausbricht.

Mit der Erklärung „Ich bin gerade wegen deines verstorbenen Brüderchens/Schwesterchens traurig“ können Kinder häufig mehr anfangen. Das setzt natürlich eine vorherige Offenheit und das richtige Alter des Kindes voraus. Man wird vielfach überrascht sein, wie Kinder dank ihrer kindlichen Naivität mit schwierigen Themen umgehen (können).

Ein Regenbogenkind ist kein Ersatz

Unbewusst stellt jeder Elternteil Vergleiche an. Das ist nur allzu logisch. Als Eltern von Sternen- bzw. Regenbogenkindern sollte man das allerdings lieber unterlassen. Denn das würde beiden Kindern nicht gerecht werden. Schließlich ist jeder Mensch einzigartig und sollte nicht als „Lückenfüller“ gesehen werden. Dabei ist die Angst davor sehr oft unbegründet, vielfach sind die Eltern einfach für das lebende Kind dankbar.

Fazit

Der Begriff Regenbogenkinder könnte kaum unterschiedlichere Tragweiten aufweisen. Ob man dabei nun der esoterischen Idee folgen mag oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Schön ist es jedoch in jedem Fall, wenn man seinem Kind eine besondere Bedeutung zumisst.

Über den Autor

Jenny

Zitat des Monats

„Alle Kinder haben die märchenhafte Kraft, sich in alles zu verwandeln, was auch immer sie sich wünschen.”

Jean Cocteau
(französischer Schriftsteller, 1889 – 1963)